Eine gute Unterstützung, aber kein Ersatz: wie wir mit KI arbeiten
Meine 16-jährige Tochter sagte gestern so nebenbei Folgendes: „In 10 Jahren werden echte, handgeschriebene Texte ganz bestimmt etwas Besonderes und auch gekennzeichnet sein – so wie beim „Einslive-Original““. Der Radiosender kündigt nämlich seit kurzem immer vor einem Song an, wenn es sich um eine Erstausgabe handelt und nicht um das 5te Cover. Da könnte wirklich was dran sein. Für uns Texter und Content-Strategen hat sich die Welt im letzten Jahr tatsächlich sehr schnell gedreht. Denn der Siegeszug von ChatGPT und Co. hatte in Rekordzeit Einfluss auf unseren Job und die Art, wie wir arbeiten. Die KI hat in weniger als einem Jahr so viele Verbesserungen erfahren, dass die Texte tatsächlich eine ziemlich gute Qualität haben und nutzbar sind – für einige Bereiche zumindest. Da können Kunden leicht auf die Idee kommen, Agenturarbeit durch ChatGPT zu ersetzen und so am falschen Ende zu sparen.
Und genau hier liegt der Hund begraben: Wer mit der KI seit den Anfangstagen arbeitet (so wie wir), der merkt sehr schnell, welcher Text generiert wurde. Und welche Mängel er hat. Denn Charme und Wärme kann ein KI-Text eben nicht wirklich erzeugen. Er fokussiert nicht den Kundennutzen oder formuliert für Webseiten schön knackig und witzig, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Ganz abgesehen davon, dass längst nicht alle ChatGPT-Texte fehlerfrei sind und immer noch Infos frei erfunden werden. Wer beispielsweise nach aktuellen Studien fragt, darf sich nicht wundern, dass die angegebenen, sehr professionell wirkenden Aussagen manchmal absolut jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehren. Fragt man die künstliche Intelligenz konkret nach ihren Quellen, antwortet sie dann damit, dass die Statistiken erfunden seien. Oder bei der Suche nach Badeseen in der Region fügt sie manchmal ein paar gute, aber leider nicht vorhandene Orte hinzu. Verlassen kann man sich auf die Angaben und Recherchen also in keinem Fall. Und einfach so übernehmen sollte man KI-Texte nicht. Eine
- gründliche Prüfung der Fakten und Angaben
- eine Prüfung der Rechtschreibung
- eine Anpassung des Wordings
- eine Kontrolle von Dopplungen und
- eine Überarbeitung der Einleitung und Headlines
müssen immer sein. Zumindest, wenn man Wert auf einigermaßen gute Texte legt. Wirklich viel Zeit spart man dann allerdings nicht mehr.
Auf einige Dinge muss man bei KI-Texten achten. Denn darin ist zumindest ChatGPT wirklich schlecht:
- Headlines: Viele Versuche ergeben manchmal Teil-Treffer, die man miteinander kombinieren kann.
- Einleitungen: Die klingen bei der KI immer gleich und beginnen stets mit unnützen Floskeln, die nicht den Nutzen in den Vordergrund stellen.
- Verben-Diversität: ChatGPT kümmert sich überhaupt nicht um die Anzahl der Dopplungen. Unter Umständen findet man ein Verb bis zu 10 Mal im gleichen kurzen Text.
- Satzanfänge: Auch hier wiederholt sich die künstliche Intelligenz leider immer wieder. So werden die Texte sehr leicht als künstlich generiert erkannt.
- Satzaufbau: Wenn man nicht ganz exakt promptet, ist auch der immer gleich.
Trotzdem ist mir – und jetzt spreche ich bewusst nur für mich – ChatGPT im Arbeitsalltag mittlerweile oft eine echte Hilfe. Denn wenn man sprichwörtlich vor dem leeren weißen Blatt sitzt, hilft ein Anstoß der KI wirklich. Einige Funktionen sind durchaus echte Effizienzbooster und immer dann, wenn KI zum ergänzenden Tool wird, möchte ich sie nicht mehr missen. Ich setze sie zum Beispiel ein bei:
- Textkürzungen
- Zusammenfassungen
- Definitionen
- Umformulierungen von Standardtexten
- Strukturierungen von Texten
- einem akuten Mangel an Textideen als Anstoß
- Standard-Social-Media-Postings als Text-Basis
Auch 20 Headlines und mehr generieren kann die Maschine sehr gut. Tatsächlich benutze ich aber nie eine davon unverändert, sondern mixe mehrere oder ergänze oder streiche Wörter oder Phrasen. Deshalb habe ich mich mittlerweile zu einem echten KI-Fan entwickelt. Dennoch lässt mich die Aussage meiner Tochter irgendwie nicht mehr los. Und eine tiefverwurzelte Angst vor Cybersicherheitsproblemen, Deepfakes, perfekt generierten Phishingmails, Gleichschaltung und einer weltweiten Überflutung mit absolut unpersönlichem, belanglosem Content kommt hoch. So wie bei einer ungesicherten Waffe in falschen Händen. Denn für Textenthusiasten wie mich sind schlechte, nicht korrekte Inhalte eben ganz und gar nicht unwichtig.
Deshalb als Abschluss mal ein kleines Gedankenspiel: würde KI nicht textliche „Handarbeit“ ersetzen, sondern in anderen Bereichen so rasant vorgreifen, was würden wir davon halten? Wenn ChatGPT plötzlich unsere Heizung repariert oder die Erzieherin unserer Kinder in der KITA wäre: Hätten wir dann auch so viel Vertrauen? Texte und Content mögen dem gegenüber als sehr irrelevant erscheinen, aber eine erzieherische und informierende Funktion haben Inhalte in Web und Co. sehr wohl. Sie prägen mehr denn je die Wahrnehmung der nächsten Generationen, haben Einfluss auf deren Sprachvermögen, Wortschatz und Werte. Wenn wir also mündige Kinder wollen, die sich auszudrücken wissen und auch ohne technische Hilfe kommunizieren können, dann sollten wir die KI als das sehen, was sie ist: Ein sehr hilfreiches Tool, aber kein Ersatz für menschliches Denken.
In diesem Artikel beziehe ich mich hauptsächlich auf meine persönliche Erfahrung mit ChatGPT.
Neben dieser KI gibt es mittlerweile natürlich auch noch einige andere nützliche KI-Tools:
Text-KIs
- Perplexity AI ist eine Chatbot-ähnliche Such- und Antwortmaschine, die im Gegensatz zu ChatGPT Quellen angibt.
- Über den KI-gestützten Pressemeldung-Generator von OpenPR haben wir bereits berichtet. Er kann mit wenigen Basis-Informationen einfache Pressemeldungen generieren, die aber in jedem Fall nachbearbeitet werden müssen.
Übersetzung + Lokalisierung
- Tools wie Copy.ai oder DeepL übernehmen Übersetzungen auf muttersprachlichem Niveau für jede Sprache.
Bildproduktion
- Bild-KI z. B. bei Canva, Adobe Firefly, DALL-E E und Midjourney. Erkennung von Vorder- und Hintergrund, separate Bearbeitung und Ergänzung von Gegenständen sind kein Problem mehr und mit ein paar Mausklicks gemacht.
- Richtig toll ist das KI-Tool Ideogram, das nicht nur gute Bilder aus Text-Prompts erstellt, sondern mit dem man einen beliebigen Text realistisch im Bild platzieren kann. Hier tun sich viele Bild-KIs bisher noch schwer.
Videoproduktion
- Mit Lumen5 können PR-Profis Texte automatisch in ansprechende Videos umwandeln.
- Tools wie HeyGen und Runway bauen hochwertige Videos aus Text-Prompts.
Medienbeobachtung
- Brandwatch ist ein KI-gestütztes Tool, das Online-Gespräche über Marken verfolgt und analysiert. Es bietet wertvolle Einblicke in die öffentliche Wahrnehmung und Medienpräsenz, indem es Daten von Plattformen wie Facebook, YouTube, Instagram und anderen auswertet.
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