Pressearbeit im Mittelstand: Warum es um Deals geht – und was das für Technologie-Unternehmen bedeutet

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Deal mit der Presse

Viele mittelständische Unternehmen – gerade aus dem Technologie- oder Industrieumfeld – investieren mit wachsendem Selbstbewusstsein in Kommunikation. Sie wissen: Gute Produkte allein genügen nicht. Wer am Markt bestehen will, braucht Sichtbarkeit. Und Sichtbarkeit entsteht oft nicht allein durch Werbung, sondern durch Glaubwürdigkeit in der Presse.

Doch wie gelingt das?

Ein weit verbreiteter Irrglaube lautet: „Wir schicken eine Pressemitteilung raus – und dann berichten die Medien über uns.“ In der Praxis funktioniert das so gut wie nie. Denn Pressearbeit ist kein Selbstläufer – sie ist ein Deal. Und zwar nicht im Sinne eines verbotenen Kuhhandels, sondern als professioneller Austausch zwischen zwei Partnern mit unterschiedlichen Interessen – aber einem gemeinsamen Ziel: Relevante Informationen für die Öffentlichkeit.

Hinter jeder Veröffentlichung steckt ein Tauschgeschäft

Ob es um die neue Maschinenbaulösung, die selbstlernende Software oder um den erweiterten Produktionsstandort geht – bei fast jeder Presseveröffentlichung über ein Unternehmen findet ein unausgesprochener Deal statt:
Relevanz gegen Aufmerksamkeit, Substanz gegen Veröffentlichung, Zeitgewinn gegen redaktionelle Nennung.

Denn aus Sicht der Medien ist jede Information über ein Unternehmen zunächst einmal potenziell werblich – also PR. Und Werbung muss nach Ziffer 7 des Pressekodex durch Kennzeichnung und/oder Gestaltung vom redaktionellen Teil abgegrenzt werden. Eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken ist erforderlich.

Und Richtlinie 7.2 warnt ausdrücklich vor Schleichwerbung – also vor redaktionellen Inhalten, die verdeckt werbliche Interessen verfolgen: Richtlinie 7.2 – Schleichwerbung:

„Redaktionelle Veröffentlichungen, die auf Unternehmen, ihre Erzeugnisse, Leistungen oder Veranstaltungen hinweisen, dürfen nicht die Grenze zur Schleichwerbung überschreiten. Eine Überschreitung liegt insbesondere nahe, wenn die Veröffentlichung über ein begründetes öffentliches Interesse oder das Informationsinteresse der Leser hinausgeht […].“

Und dennoch: Die Medien berichten tagtäglich über Unternehmen, über Produkte, über Marken. Warum? Weil sie relevante Informationen liefern, die das öffentliche oder journalistische Interesse wecken.

Was zählt, ist Relevanz – nicht Selbstdarstellung

Gerade technologieorientierte Mittelständler verfügen oft über genau das, was Redaktionen suchen: Innovation, Fachkompetenz und wirtschaftliche Relevanz. Aber: Diese Inhalte müssen auch so verpackt werden, dass sie in den redaktionellen Kontext passen. Und das ist die eigentliche Kunst der Pressearbeit.

Was interessiert Journalisten wirklich?

  • Eine neue Technologie mit disruptivem Potenzial – z. B. in Sachen Energieeffizienz, Nachhaltigkeit oder Digitalisierung.
  • Eine große Investition mit neuen Arbeitsplätzen – insbesondere für die regionale Presse.
  • Eine relevante Marktstudie, die Entwicklungen in einer ganzen Branche beleuchtet.
  • Ein CEO-Interview mit spannenden Perspektiven zur Transformation der Industrie.

Was dagegen weniger interessiert:

  • Ein neues Produkt-Upgrade, ohne wirklichen Innovationsgrad.
  • Eine interne Auszeichnung.
  • Das Sponsoring des lokalen Vereins, wenn es keine übergreifende Geschichte erzählt.

Die Faustregel lautet: Nicht was Ihnen wichtig ist, sondern was für die Öffentlichkeit bedeutsam ist, zählt.

Hier liegt der Schlüssel zum Deal: Relevanz gegen Veröffentlichung.

 

Redaktionen brauchen Inhalte – aber auch Zeit

Redaktionen brauchen Inhalte – aber auch Zeit

Neben inhaltlicher Relevanz gibt es einen zweiten Faktor, der im Tagesgeschäft der Pressearbeit enorm wichtig ist: Zeit.

Redakteure arbeiten unter hohem Druck. Wer es schafft, ihnen eine Geschichte so anzubieten, dass sie handwerklich sauber, verständlich formuliert, visuell aufbereitet und journalistisch verwendbar ist, hat einen entscheidenden Vorteil.

Denn guter Content spart Zeit – und ist deshalb willkommen, auch wenn er eine gewisse Nähe zum Unternehmen nicht verbergen kann. Das ist der legitime Deal: Professionell aufbereiteter Inhalt gegen redaktionelle Sichtbarkeit.

Für Technologieunternehmen, die oft komplexe Themen vermitteln wollen, ist das eine riesige Chance: Wer in der Lage ist, hochkomplexe Informationen verständlich zu vermitteln, wird als Quelle geschätzt – und immer wieder berücksichtigt.

 

Redaktion gegen Werbung? Eine gefährliche Gratwanderung

Ein zweiter, viel diskutierter Deal ist heikler – aber nicht weniger real: die Koppelung redaktioneller Berichterstattung an eine Anzeigenschaltung. Viele Verlage stehen wirtschaftlich unter Druck. Und so hören wir in der PR-Praxis gelegentlich Sätze wie:
„Wenn Sie bereit wären, uns werblich zu unterstützen, könnten wir über Ihr Thema berichten.“

Verständlich – aber aus Sicht des Pressekodex (Richtlinie 7.1) klar unzulässig. Redaktion darf niemals käuflich sein. Der journalistische Anspruch verlangt Unabhängigkeit. Punkt.

Und dennoch: In der Realität ist es nicht unethisch, ein Medium auch wirtschaftlich zu unterstützen – etwa durch Anzeigenschaltungen, Sponsoring oder Kooperationsformate. Entscheidend ist nur, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun hat.

Ein Medienhaus, das ein Unternehmen regelmäßig journalistisch begleitet, darf sich über Wertschätzung in Form von Werbung freuen. Und ein Unternehmen, das regelmäßig Sichtbarkeit erfährt, sollte ein Interesse daran haben, das Medium zu stärken. Nicht als Gegenleistung – sondern aus Überzeugung.

Fazit für den Mittelstand: Pressearbeit ist Beziehungsarbeit

Für mittelständische Technologieunternehmen gilt:
Pressearbeit ist nicht PR auf Zuruf, sondern ein langfristiger, strategischer Prozess. Es geht um:

  • Verstehen, was Journalisten brauchen.
  • Liefern, was Leser interessiert.
  • Aufbauen, was langfristig Vertrauen schafft.

Deals sind dabei keine schmutzigen Geheimnisse – sondern Ausdruck professioneller Zusammenarbeit. Entscheidend ist: Sie müssen fair, transparent und auf Augenhöhe sein.

Wenn Sie als Unternehmen der Presse helfen, ihre Arbeit gut zu machen, werden Sie belohnt – mit Sichtbarkeit, Vertrauen und Relevanz. Und das ist am Ende der beste Deal, den Sie machen können.

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