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Textipp: So trennst du Wörter mit Überlänge

Hin und wieder stellen wir hier im Blog den sog. Text-Tipp vor. Das sind Tipps unserer Textexperten, mit deren Hilfe deine Texte vielleicht ein wenig besser werden könnten. Heute geht es um unendlich lange Wörter und deren Worttrennung. Durch unendlich lange Wörter sieht man oft den Text vor lauter Silben nicht mehr. Der Text ist dadurch verwirrend und der Lesefluss wird gestört. Mithilfe der richtigen Worttrennung und dem Ersetzen von Wörtern wirkt der Text wieder fließend und ist angenehm zu lesen.

So entstehen viel zu lange Wörter

Gerade in den Bereichen Recht, Verwaltung, Medizin und Technik bilden sich oft unendlich lange Wortketten. Jede weitere Silbe ist eine Spezifikation eines Wortes und führt zu einem Silbensalat. Der Satz wird mit jeder zusätzlichen Silbe unübersichtlicher und macht den Text somit komplizierter.

Das längste Wort im Duden

Im Moment lautet das längste Wort im Duden mit 36 Buchstaben Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung. Gleich danach kommt mit 34 Buchstaben die Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft. (Quelle: Duden)

Diese werden mit Bindestrichen aufgeteilt und sind so viel leichter zu lesen und zu verstehen. Beim viertlängsten Wort im Duden, dem Arbeiterunfallversicherungsgesetz, wurden keine Bindestriche gesetzt. Dadurch ist es unübersichtlich und die Lese-Geschwindigkeit wird gebremst.

Mehr Verständlichkeit durch Wort-Trennung

Laut Duden kann ein Bindestrich zur Hervorhebung einzelner Bestandteile in Zusammensetzungen und Ableitungen verwendet werden, die normalerweise in einem Wort geschrieben werden. Wann dies der Fall ist, erklären folgende Regeln:

Regel 21 – Zur Hervorhebung einzelner Bestandteile von Zusammensetzungen und Ableitungen kann ein Bindestrich gesetzt werden:

  • Soll-Stärke (neben: Sollstärke)

Regel 22 – Man kann einen Bindestrich in unübersichtlichen Zusammensetzungen setzen:

  • Mehrzweck-Küchenmaschine
  • Lotto-Annahmestelle

Regel 24 – Einen Bindestrich kann man setzen, um Missverständnisse zu vermeiden:

  • Druck-Erzeugnis (für: Erzeugnis einer Druckerei)
  • Drucker-Zeugnis (für: Zeugnis eines Druckers)

Regel 25 – Ein Bindestrich kann beim Zusammentreffen dreier gleicher Buchstaben in Zusammensetzungen gesetzt werden:

  • Kaffee-Ersatz (neben: Kaffeeersatz)
  • Schwimm-Meisterschaft (neben: Schwimmmeisterschaft)
  • Auspuff-Flamme (neben: Auspuffflamme)

Leerzeichen zur Worttrennung

Was im Englischen ganz normal ist (zum Beispiel bei cell phone), wird bei uns als „Deppenleerzeichen“ bezeichnet. Gerade bei Werbung wird das Leerzeichen gerne zur Worttrennung verwendet. So wird aus Roaminggebühren > Roaming Gebühren und aus Brillenputztücher ganz einfach Brillen Putztücher.

Wir empfehlen, auf diese Spielerei zu verzichten und es bei dem ursprünglichen, zusammengehörenden Wort zu belassen.

Tipps zur Worttrennung

Beim Verfassen eines Textes kann die Worttrennung (oder auch Silbentrennung genannt) eine große Rolle spielen. So entscheidet sich dadurch nicht nur, wie ein Text optisch auf den Leser wirkt, sondern auch, wie flüssig und verständlich er sich lesen lässt. Um im Regelwirrwarr der deutschen Sprache den Überblick nicht zu verlieren, gibt es hier die wichtigsten Praxistipps zusammengefasst.

Worttrennung als Schönheitsmerkmal

Generell müssen natürlich keine Wörter getrennt werden. Stellt man die Funktion in seinem Textprogramm aus, so kann es jedoch sein, dass das Schriftbild unschön verzerrt wird. Gerade wenn man seinen Text im Blocksatz ausrichtet, kann das schnell passieren und zur Irritation beim Leser führen. Deshalb gilt: Wo sich eine Worttrennung vermeiden lässt, verzichtet darauf. Wo sich jedoch das Erscheinungsbild des Textes verzerrt, darf gern auf die Trennung eines Wortes zurückgegriffen werden. Hier solltet Ihr Euch jedoch nicht auf die automatische Worttrennung des Textprogramms verlassen, denn diese trennt streng danach, was erlaubt ist, und nicht danach, was Sinn ergibt. Da die Worttrennung aber gerade zum Verständnis des Textes beitragen soll, vermeidet in jedem Fall verwirrende Trennungen. Statt Fahrer-laubnis bevorzugt also Fahr-erlaubnis, und statt Urin-stinkt lieber Ur-instinkt. Es empfiehlt sich, alle getrennten Wörter am Ende nochmal selbst zu prüfen.

Die Grundregeln: Was wird getrennt?

Seit der Rechtschreibreform gibt es zwei grundsätzliche Regeln, die bei der Worttrennung zu beachten sind.

  • Erstens: Einfache Wörter trennt man nach Sprechsilben. Um diese zu ermitteln, kann man sich ein Wort langsam vorsagen und dazu klatschen. So trennt man Lap-top, Freun-de, Ho-tel.
  • Zweitens: Zusammengesetzte Wörter sowie Wörter mit Vor- oder Nachsilben werden nach ihren Bestandteilen getrennt. So heißt es Über-see, Fluss-aue, eis-kalt.

Von diesen Regeln gibt es jedoch Abweichungen, beziehungsweise ergänzende Möglichkeiten. Nicht immer lassen sich nämlich die Sprechsilben durch langsames Vorsagen klar bestimmen. Im Zweifel ist daher eine sogenannte mechanische Trennung erlaubt, bei der vor dem letzten Konsonant getrennt wird, z.B. Fin-ger oder Kat-zen. Auch bei zusammengesetzten Wörtern lassen sich die Bestandteile nicht immer eindeutig festlegen. Daher ist es in diesem Fall ebenfalls erlaubt, nach den zu ermittelnden Sprechsilben zu trennen.

Was darf nicht getrennt werden?

Während es früher erlaubt war, einzelne Vokale zu trennen (z.B. I-gel), wurde diese Regelung mit der Rechtschreibreform aufgehoben. Der beliebte Merksatz ‚Trenne nie ‚st‘, denn es tut ihm weh‘ findet heutzutage allerdings keine Anwendung mehr. Die Zusammensetzung ‚st‘ ist ganz normal nach den Worttrennungsregeln zu trennen. Nicht getrennt werden dürfen allerdings weiterhin Konsonantenverbindungen, die für einen einzelnen Laut stehen, das heißt ‚ck‘, ‚ch‘, ‚sch‘ und für Fremdwörter auch ‚ph‘, ‚rh‘, ‚sh‘ und ‚th‘. So heißt es also Zu-cker, Bü-cher oder Fla-sche. Ebenfalls nicht getrennt werden Zwielaute (Diphthonge) wie ai, au, äu, ei, eu und oi sowie die stummen Dehnungslaute i und e. So heißt es natürlich Kai-ser, Räu-ber und Eu-le genauso wie Wie-se oder Bie-ne.

 

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