Wenn schon in der Unternehmenskommunikation gendern, dann richtig

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Gendergerechte Sprache – kaum ein Sprachthema führte zu so viel Diskussionen wie das „Gendern“. Die einen sagen: ein Muss. Die anderen sagen: völliger Quatsch. Dazwischen gibt es viele verschiedene Meinungen und auch Möglichkeiten, alle Geschlechter und Identitäten gleichermaßen in unsere Sprache einzubeziehen- also Formulierungen zu benutzen, die Alle sichtbar und hörbar machen.

Natürlich geht die Diskussion weder an den Medien noch an den Unternehmen in ihrer Unternehmenskommunikation vorbei.

Den Deutschen ist Gendern nicht so wichtig

Laut einer repräsentativen Umfrage von infratest dimap im Auftrag des WDR spielt für fast zwei Drittel der Menschen gendergerechte Sprache kaum oder gar keine Rolle. Dabei ist sie eher für Jüngere relevant, bei älteren Zielgruppen ist die Ablehnung größer.

Unternehmenskommunikation: Journalisten-Kritik am „Gendern“

Auch bei Journalisten steht die gendergerechte Sprache nicht hoch im Kurs. Laut einer Umfrage des Wirtschaftsforschungsinstituts Dr. Doeblin bei 148 Wirtschaftsjournalisten aller Mediengattungen lehnt die große Mehrheit der Befragten gender-neutrale Formulierungen in der Unternehmenskommunikation ab, die gegen traditionelle Rechtschreibregeln verstoßen. Damit sind komplizierte Gender-Konstruktionen wie Binnen-I (MitarbeiterInnen), Unterstrich (Mitarbeiter_innen), Gender-Doppelpunkt (Mitarbeiter:innen) und Gender-Stern (Mitarbeiter*innen) gemeint.

Lediglich Paarnennungen („Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“) und notfalls noch die Verlaufsformen („Mitarbeitende“) finden bei den Journalisten Gnade.

Spannend ist hier die Begründung für die eher ablehnende Haltung gegenüber dem Gendern in der Unternehmenskommunikation (Original-Zitat aus der Pressemeldung):
«Das Gendern „hindert den Lesefluss“, „zerstört die deutsche Sprache, sie wird gestelzt und ungenau“, „bläht Texte nur unnötig auf und hat mit der Sprache im Alltag überhaupt nichts gemein“. Unternehmenskommunikation solle „klar und schnell zu erfassen sein“, aber „übertriebene politische Korrektheit erschwert es, die Inhalte rasch zu erfassen und zu bewerten. Unternehmen und Verbände „sollten sich raushalten und nicht der Verballhornung der deutschen Sprache Vorschub leisten, wertschätzende Sprache geht auch ohne * und Innen“. „Gendern schadet der Kommunikation – und auf die kommt es an“. „Alles andere als Paarnennungen ist verunglimpftes Deutsch, entsprechende Texte landen bei mir ungelesen im Papierkorb“. „Gerade die meist ohnehin trockenen Pressemitteilungen machen gegendert noch weniger Spaß zu lesen“.»

Was also tun als Unternehmen?

Wir wollen an dieser Stelle keine neue Diskussion vom Zaun brechen, ob gendergerechte Sprache richtig ist oder nicht. Das darf und soll jede(r) für sich selbst entscheiden.

Für Unternehmen existiert hier allerdings ein Zwiespalt.

Auf der einen Seite ist es in der heutigen Gesellschaft für Unternehmen wichtig, bei der Kommunikation mit Kunden das Geschlecht ihrer Zielgruppe zu berücksichtigen. Das bedeutet: Je nach Ziel- und Kundengruppe sollten sie eine Sprache und Bildsprache benutzen, die alle Geschlechter einbezieht, anstatt eine Sprache und Bildsprache zu verwenden, die nur auf ein Geschlecht ausgerichtet ist. Ansonsten laufen sie Gefahr, potenzielle Kunden zu verprellen und ihren Ruf zu schädigen. Es gibt Branchen, in denen auf eine geschlechtergerechte Sprache Wert gelegt wird. Hier können Unternehmen zeigen, dass sie sich für Gleichberechtigung und Inklusion einsetzen.

Und es gibt eben jene Branchen, in denen es der Zielgruppe egal ist, ob der Pressetext „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, „Monteure und Monteurinnen“ enthält.

Auf der anderen Seite zeigt die Journalisten-Studie, dass viele Pressevertreter das „Gendern“ ungemein nervt. „das Gendern „hindert den Lesefluss“, „zerstört die deutsche Sprache, sie wird gestelzt und ungenau“, „bläht Texte nur unnötig auf und hat mit der Sprache im Alltag überhaupt nichts gemein“, „Unternehmenskommunikation solle „klar und schnell zu erfassen sein“. (Originalton der Pressemeldung)

Ich denke, dass es den goldenen Weg nicht gibt. Es geht beim Gendern heute weniger um „Political Correctness“, sondern um die Identifizierung mit der eigenen Unternehmenskultur.

Wer gendergerecht kommunizieren möchte, soll das tun – egal in welcher Form. Dann hat es auch eine Aussagekraft gegenüber den eigenen Kollegen und der Außenwelt.

Wer es nicht tun möchte, soll es sich und seinen Mitarbeitern nicht aufnötigen. Die Kunden merken schnell, ob die neue gendergerechte Sprache ernst gemeint oder aufgezwungen ist.

 

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