Böse Zungen behaupten: Das Handwerk und das Internet – zwei Welten prallen aufeinander. Doch ist das wirklich so? Ich behaupte: Nein. Auch im Handwerk hat ein Generationenwechsel stattgefunden, das Klischee vom Handwerker, der noch nicht einmal seinen PC anschalten kann, ist einfach falsch. Sicher gibt es noch ein paar Internet-Verweigerer, aber gerade die jungen Handwerksmeister sind Internetaffin und höchst wissenshungrig, was Onlinemarketing angeht.

Die eigene Webseite

Im Grunde beginnt Marketing im Internet immer mit einer eigenen Internetseite. Wer als Unternehmen heute keine Präsenz im Internet hat, findet bald nicht mehr statt. Laut ARD/ZDF-Onlinestudie lag im Jahr 2015 die durchschnittliche tägliche Dauer der Internetnutzung bei  196 Minuten (3:16 Stunden), das sind im Vergleich zum Vorjahr 47 Minuten mehr. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Innofact, die im Auftrag von Gelbe Seiten Marketing erstellt wurde, gehen 65 Prozent der Befragten zuerst ins Internet, um Firmen in ihrer Umgebung zu finden und Angebote zu vergleichen. Bei den 18- bis 39-Jährigen sind es sogar 80 Prozent, die im Netz nach einem geeigneten Fachmann suchen.

Nur wer eine optisch ansprechende, möglichst aktuelle und zudem auch auf dem Smartphone nutzbare Internetseite bietet, hat überhaupt eine Chance, auf Dauer von neuen Kunden gefunden zu werden.

Doch leider haben das immer zu wenig Handwerksbetriebe verstanden. Das Handwerksblatt schrieb vor seinerzeit in seiner Online-Ausgabe, dass Studien zufolge 37 Prozent der kleinen Unternehmen noch nicht im Internet präsent seien. Das Portal bezieht sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes, denen zufolge bislang „nur 63 Prozent die Vorteile einer eigenen Internetpräsenz“ nutzen würden.

Doch leider präsentieren sich immer noch lediglich 48 Prozent der Handwerker in Deutschland mit einer eigenen Webseite. Das sagt eine forsa-Studie, ebenfalls im Auftrag von Gelbe Seiten Marketing. Und: laut der Studie bieten nur 15 Prozent der Handwerker eine mobil optimierte Version ihrer Internetpräsenz an.

Heutzutage kostet eine einfache, aber ansprechende und mobil nutzbare Internetpräsenz kein Vermögen mehr. Mit einfachen Bordmitteln (z.B. einem Webbaukasten oder einem Content Management System wie WordPress oder Joomla) lassen sich Webpräsenzen schon ab 1000 € erstellen.

Erst mit der Internetpräsenz macht weitergehendes Onlinemarketing Sinn. Denn wohin sollen die Menschen geleitet werden, wenn es keine Webseite gibt.

Ein Blog für Geschichten und den Blick hinter die Kulissen

Ein Blog, das haben Sie sicher schon mal gehört. Blog ist eine Abkürzung für das Wort „Weblog“, was sich aus den Worten Web und Log – also Internet und Logbuch – zusammensetzt. Ein Weblog – oder eben Blog – ist ein im Internet geführtes Tagebuch. Tagebuch – das ist was für Mädchen. Früher ja, heute nein. Ein Blog ist immer dann sinnvoll, wenn eine Person oder ein Unternehmen regelmäßig etwas zu erzählen hat, was andere interessieren könnte. Daran scheitern leider viele Blogprojekte. Doch ich bin der Ansicht, dass ein Blog eines Handwerkers durchaus gute Erfolgschancen hat. Ein Blog muss leider regelmäßig, mindestens ein bis zwei Mal pro Woche mit einem kurzen Beitrag gefüllt werden. Hier spielt Ihnen Ihre tägliche Arbeit mit den Kunden in die Karten. Sie und Ihre Mitarbeiter sind draußen, auf Baustellen, bei Kunden. Sie haben jeden Tag was zu erzählen und zu zeigen. Witziges, trauriges, spannendes, aktuelles. Sie können Vorher-Nacher-Geschichten erzählen, sie können von zufriedenen Kunden erzählen oder von der Panne der Woche.

Warum ist ein Blog so genial für Handwerker? Weil die Auswahl eines Handwerkers sehr oft mit Sympathie, mit Vertrauen, mit dem richtigen Bauchgefühl zu tun hat. Wenn man vier Malerbetriebe zur Auswahl hat, wählt man entweder denjenigen, den man persönlich kennt, den man empfohlen bekomme hat oder den man mit Bildern und Geschichten kennenlernen kann – zum Beispiel im Blog.

Es gibt wirklich etliche gute Handwerker-Blogs, die zeigen, dass es funktioniert.  Schauen Sie mal rein beim

  • Blog von Ludger Freese http://blog.fleischerei-freese.de
  • Blog von Maler Heyse http://blog.maler-heyse.de
  • Blog von Maler Deck http://www.malerdeck.de/blog
  • Blog des Hobbybäckers Lutz Geißler (Plötzblog) https://www.ploetzblog.de

Sie alle nutzen ihr Blog, um den Lesern Geschichten über sich, ihre Projekte, ihr Unternehmen, ihr Team zu erzählen, einen Blick hinter die Kulissen zu gewähren und Tipps und Tricks zu verraten.

Social Media ist nicht nur Facebook

Besonders das Thema Social Media teilt die Handwerkerschaft in zwei Teile. Die einen winken ab, die anderen sind fasziniert von den Möglichkeiten und mit Facebook, Twitter, Instagram und Co. sehr erfolgreich. Eines ist klar, das Engagement in sozialen Netzwerken kostet zwar wenig Geld, aber viel Zeit. Und Zeit ist offenbar ein knappes Gut bei viele Handwerkern.

Also sollte man sich genau anschauen, wo man aktiv wird und mit welchen Zielen. In den meisten Fällen ist Facebook die Nummer eins. Wenn man von Social Media spricht, meinen die meisten Facebook. Doch nicht immer ist Facebook die erste Wahl. Facebook ist für Unternehmen – und das gilt für die großen genauso wie die kleinen – anspruchsvoll und aufwendig. Man muss schon sehr regelmäßig Beiträge schreiben, die Nutzer aktiv ansprechen und ihnen gute und nützliche Inhalte bieten. Anders als bei einem Blog kann man bei Facebook aufgrund der gebotenen Kürze der Beiträge kaum echte Geschichten erzählen. Falsch ist hier, nur über das eigene Unternehmen zu berichten. Viel besser ist es, z.B. über erfolgreiche Kundenaufträge zu berichten, Kunden zu Wort kommen zu lassen und den Lesern kurze Tipps zu geben, was man selbst tun kann, wenn es mal tropft, leckt oder der Schuh drückt.

Geschichten erzählen mit Bildern und Videos

Die meisten Handwerksbetriebe stellen etwas her: Schmuck, Uhren, Treppen, bunte Wände, Küchen, Möbel, etc. Man etwas zu zeigen. Und wenn man etwas zu zeigen hat, eignen sich soziale Netzwerke, die visuell arbeiten. Insbesondere Pinterest und Instagram sind hier zu nennen. Bei beiden werden Bilder und Videos präsentiert, Text und Informationen sind knappgehalten. Hier bietet sich die beste Gelegenheit, Geschichten mit Bildern und Videos zu erzählen. Zum Beispiel könnte ein Tischler die Entstehung eines ausgefallenen Tisches mit Fotos erzählen – Vom Baum zum Tisch. Oder ein Maler den grauen Raum vorher und den bunten Raum hinterher.

Instagram ist besonders bei den jüngeren Menschen der totale Hit. Die nur auf dem Smartphone nutzbare Plattform bietet Gelegenheit, Schnappschüsse, Bilder und Videos mit den richtigen Schlagworten (Hashtags #) in die Instagram-Welt zu senden. Viele andere werden darauf aufmerksam. In Deutschland ist das Potenzial von Instagram auch für Unternehmen noch lange nicht ausgeschöpft.

Generell gilt für Social Media: Binden Sie Ihre Mitarbeiter ein. Lassen Sie vor Ort Fotos und Berichte erstellen, die Sie als Inhaber dann veröffentlichen können. Vor Ort beim Kunden passieren die interessanten Geschichten. Auch Ihre Azubis sind wahre Social Media Kenner.

Kunden informieren per WhatsApp

Ebenfalls einen Höhenflug mach die Messaging-Lösung WhatsApp. Eigentlich wird WhatsApp für die Kommunikation zwischen Menschen und Gruppen genutzt. Deshalb können sich auch nur Menschen Nachrichten senden, die in der Kontaktliste des anderen eingetragen sind. Das war bisher auch die Hürde, die Unternehmen daran gehindert haben, WhatsApp als Marketingkanal zu nutzen. Doch es gibt tatsächlich Einsatzbereiche, in denen Unternehmen WhatsApp erfolgreich nutzen. Die Fleischerei Stroh aus Wadern bietet jedem Kunden die Möglichkeit, sich per WhatsApp die Wochenangebote auf das Smartphone senden zu lassen. Möglich machen das sogenannte Broadcastlisten. Der Nutzer muss ich unter http://www.fleischerei-stroh.de/whatsapp/ registrieren und eine Mobilnummer in seine Kontakte aufnehmen.

Ähnliches ist übrigens über den Kurznachrichtendienst Twitter möglich, wie das Beispiel der Metzgerei Mülhaupt aus Waldshut zeigt.

Bewertungsportale und Bewertungssysteme – Empfehlungen bringen Vertrauen und neue Kunden

Gute Bewertungen sind Empfehlungen. Wer gute Bewertungen erhält, bekommt neue Kunden. Das gilt für das Internet gleichwie die reale Welt. Deshalb gibt es für alle erdenklichen Branchen Bewertungsportale. Ein Portal für Dienstleister ist z.B. https://www.kennstdueinen.de. Aber auch handwerkerportal.de bietet eine Möglichkeit, nach Handwerkern mit guten Bewertungen zu suchen. Hier können Sie sich als Handwerksbetrieb überall eintragen.

Noch viel besser als die Empfehlung im Internet ist die Empfehlung durch Kunden vor Ort. Der Anbieter Veristore aus Aachen bietet ein System, mit dem Kunden direkt nach der Leistungserbringung ihre Bewertung abgeben können – einfach mit einem iPad. Die Bewertungen werden dann auf der Internetseite durch Stern-Symbole gezeigt und vermitteln anderen Webseitenbesuchern Vertrauen.

Google Adwords – Bezahlt in Google nach oben kommen

Wer möchte mit seiner Internetseite nicht gerne bei Google ganz oben stehen in den Suchergebnissen? Denn wer oben steht, wird häufiger angeklickt. Leider ist das nicht so einfach, wie jeder weiß. Doch es gibt mehrere Möglichkeiten, dennoch in Google nach oben und in den Blick der Suchenden zu rutschen. Die eine Möglichkeit sind die lokalen Suchergebnisse. Man registriert sich bei Google My Business und legt eine Seite für sein lokales Unternehmen an. Diese Einträge werden dann in den lokalen Ergebnissen z.B. bei der Suche nach einem Schreiner in Köln ganz oben angezeigt – zusammen mit einer Karte aus Google Maps. Die Eintragung ist kostenlos und einfach.

Die zweite Möglichkeit sind bezahlte Anzeigen, sogenannte Google Adwords. Hierfür legt man sich in Google Adwords ein Konto an, erstellt eine Anzeige und legt die Suchbegriffe fest, unter denen die Anzeige in den Suchergebnissen eingeblendet werden soll. Zahlen muss man nur, wenn der Nutzer auf die Anzeige klickt, und zwar meistens einen Cent-Preis. Doch Achtung! Wählt man zu allgemeine Suchbegriffe, die viele Wettbewerber auch ausgewählt haben, zahlt man viel mehr Geld pro Klick. Und die Anzeige passt dann meistens nicht zu dem konkreten Bedürfnis des Suchenden. Wer nur „Schreiner“ angibt, wird viel Geld verbrennen. Wer „Schreiner“ in Kombination mit seinem Ort, also z.B. Köln anlegt, findet eher die richtigen Kunden. Noch besser ist eine Spezialisierung wie „Schreiner“ und „Ladenbau“ und „Köln“. Wer Google Adwords richtig nutz, kommt mit wenig Geld ganz nach vorne in den Suchergebnissen.

Fazit

Das Internet darf vom Handwerk nicht als Bedrohung angesehen werden, sondern als Chance. Die Ängste vieler Handwerker vor dem unendlichen Netz, insbesondere vor sozialen Netzwerken sind unbegründet, wenn man den gesunden Menschenverstand einschaltet, umsichtig arbeitet und sich Rat von Experten holt. Hier helfen z.B. die Berater der Handwerkskammern oder unabhängige Experten.

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