‚Meines Erachtens nach‘…und andere verbreitete Ausdrucksfehler

Beim Texten ist es nicht nur wichtig welcher Inhalt vermittelt wird, es kommt auch darauf an, wie er verpackt wird. Schöne Formulierungen und gekonnte Rhetorik sind dabei unverzichtbar, um den Leser in den Bann zu ziehen und haben mehr Einfluss auf den Erfolg eines Textes als es zu Beginn scheint. Doch in der gängigen Umgangssprache haben sich einige Fehler bei Formulierungen eingeschlichen, die uns fast schon richtig vorkommen. Hier ein paar Beispiele für (lustige) Ausdrucksfehler.

Meines Erachtens nach

Beliebt ist der Ausdruck ‚meines Erachtens nach‘, um die eigene Einschätzung beziehungsweise Meinung zu einem Thema auszudrücken. Tatsächlich ist das Wörtchen ‚nach‘ hier jedoch fehl am Platz, da diese Präposition den Gebrauch des Dativs erfordern würde. So kann man sagen ‚meinem Erachten nach‘ oder ‚nach meinem Erachten‘. Mit der Genitivform heißt es dann aber ganz simpel ‚meines Erachtens‘.

Meines Wissens nach

Ebenso gestaltet sich der Fall, wenn es nicht mehr um das Erachten, sondern um das tatsächliche Wissen geht. So wird die einschränkende Formulierung ‚meines Wissens‘ ebenfalls ohne ‚nach‘ gebildet.

Wider besseren Wissens

…noch ein Ausdruck, der vielen Textern Probleme bereitet. Da ‚wider‘ als Synonym von ‚gegen‘ in der richtigen Form mit dem Akkusativ verbunden wird, heißt der korrekte Ausdruck ‚wider besseres Wissens‘.

Bärenanteil              

Um eine eher lustige Verwechslung handelt es sich, wenn man vom ‚Bärenanteil‘ als Beschreibung für den größten Anteil an einer bestimmten Sache spricht. Während diese Formulierung verständlich ist – schließlich heißt es auch Bärenhunger oder Bärendienst – ist sie jedoch eine traurige Nachricht für den König der Tiere. Denn der (eigentliche) Ausdruck ‚Löwenanteil‘ geht auf eine griechische Tierfabel des Dichter Äsop zurück, in der der Löwe sich mit seiner Stärke den größten Anteil an der Beute sichert.

In Nullkommanix/Nullkommanichts

Um zu beschreiben, dass etwas unverzüglich oder sehr schnell passiert, wird gerne auf den Ausdruck ‚Nullkommanix/Nullkommanichts‘ zurückgegriffen. Dabei handelt es sich um die sprachliche Beschreibung des Zahlenwertes 0,0. Richtigerweise muss dieser Begriff jedoch im Dativ verwendet werden, weshalb es ‚im Nullkommanix/Nullkommanichts‘ heißen muss.

A propos/apropo

Der französische Ausdruck für ‚nebenbei bemerkt; wo wir gerade davon sprechen‘ ist eine beliebte Fehlerquelle. Während es im Französischen ‚à propos‘ heißt, wird der Ausdruck im Deutschen zusammengeschrieben. Das stumme s am Ende bleibt jedoch erhalten, sodass es korrekt ‚apropos‘ heißen muss.

Wenn schon, denn schon

Auch wenn man vom Gefühl her geneigt ist diesen Ausdruck getrennt zu schreiben, so heißt es richtig ‚wennschon, dennschon‘. Dabei kann die Konjunktion ‚wennschon‘ in verschiedener Weise gebraucht werden, zum Beispiel als Synonym zu ‚wenngleich‘ (ebenfalls zusammengeschrieben) oder auch als Ausruf in ‚na wennschon!‘.

 

Bild: EvgeniT / pixabay / CC0 Creative Commons

2 Kommentare
    • Conny sagte:

      Ja, es heißt korrekt “wider besseres Wissen”, das sollte dann doch auch auf dieser Seite bitte korrigiert werden. Dorothea, der Infinitiv ist übrigens “heißen”, nicht “heissen”, Doppel-s nur nach kurzem Vokal.

      VG

      Antworten

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