7 Mythen über Journalisten und deren Wahrheitsgehalt

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Gute Pressearbeit funktioniert nur, wenn man seine Zielgruppe kennt. Die Zielgruppen für die Arbeit mit der Presse sind die Menschen, die in den Redaktionen deiner Zielmedien arbeiten, also die Redakteure (wir meinen damit ALLE Geschlechter, nutzen der Einfachheit halber aber die männliche Schreibweise). Diese Personen haben den Beruf des Journalisten. So weit sollte alles bekannt sein.

Doch immer noch ranken sich viele Mythen und Missverständnisse um den Beruf des Journalisten oder Redakteurs. Diese führen dazu, dass Unternehmer und Freiberufler regelrecht Angst davor haben, einen Redakteur zu kontaktieren oder zu treffen. Lass dir eines gesagt sein: Journalisten sind Leute wie du und ich, und sie könnten deine Nachbarn sein. Vor den allermeisten Journalisten muss man keinerlei Angst haben.

Einige der Mythen und Missverständnisse möchten wir heute ein für alle Mal beseitigen.

Mythos 1: Redakteure sind schnell genervt und blocken dich, wenn du Ihnen regelmäßig Informationen sendest, die sie gerade nicht brauchen können.

Stimmt nicht. Sie urteilen NICHT bei jeder E-Mail “Oh Mann, wie nervig, DER schon wieder!”, sondern sie sortieren die eingehenden E-Mails sachlich nach „interessant und lesenswert“ oder „Müll“, je nachdem, wie interessant deine Betreffzeile und das Thema klingen. Die einen werden sofort oder später gelesen (archiviert) oder eben gelöscht. In manchen E-Mail-Posteingängen gehen pro Tag mehrere 100 solcher E-Mails ein. Für eine Bewertung bleibt überhaupt keine Zeit.

Tipp: Der Betreff deiner E-Mail muss sitzen. Kurz und knackig das Thema vorstellen. Denk auch daran, dass der Betreff in den E-Mail-Programmen oft nicht vollständig dargestellt wird. In der Kürze liegt die Würze.

Mythos 2: Redakteure melden sich absichtlich nicht bei dir zurück, weil sie keinen Bock auf dich und dein Thema haben.

Stimmt und stimmt nicht. Die Masse an (nicht relevanten) Themenvorschlägen und Presseinformationen macht es für die meisten Redakteure unmöglich, jede E-Mail zu beantworten. Das macht auch keinen Sinn. Es passiert allerdings gelegentlich, dass du nichts von ihnen hörst, obwohl dein Thema interessant ist. Es kommt im Alltagsstress nämlich vor, dass der Redakteur nicht sofort antwortet, aber vergisst, deine E-Mail auf Wiedervorlage zu legen. Dann rutscht sie nach unten und wird ganz vergessen.

Tipp: Eine Nachfrage oder Erinnerung per E-Mail ist kein Problem. Mach aber kenntlich, dass es einen Bezug zu einem früheren Thema gibt. Noch besser: Verknüpfe die Nachfrage geschickt mit einem neuen Ansatz, einer neuen Herangehensweise.

Mythos 3: Redakteure halten sich für was Besseres.

Oh nein. Wie ich bereits oben sagte, sind Journalisten Leute wie du und ich, und sie könnten deine Nachbarn sein.

Tipp: Sprich die Leute so an, wie du eine neue Nachbarin ansprechen würdest: nett, umgänglich, hilfsbereit, auf Augenhöhe.

Mythos 4: Redakteure lieben gut geschriebene, aktuelle und informative Pressemeldungen.

Das ist kein Mythos, das ist ein Faktum. Jeden Tag „müllen“ etliche 100 miserable Pressemeldungen die Posteingänge der Redakteure zu. Das beginnt beim Thema: „Der neue Katalog der Schmidt GmbH erscheint“ oder „Paul Hermanns steigt zum Vertriebschef auf“. Das sind keine Themen für Pressemeldungen. Eine Pressemeldung muss nicht nur brandaktuell sein, sie muss auch relevant sein für die Leser des Mediums, auf das du zielst. Studien sagen, dass mehr als 90 % der Journalisten Pressemeldung lesen, wenn sie aktuell sind. Für 83 % muss die Pressemeldung branchenrelevant sein.

Neben der Irrelevanz des Themas beherrschen viele Verfasser von Pressemitteilung nicht die Basics einer Pressemitteilung – formal und inhaltlich. Inhaltlich muss eine Pressemitteilung immer auf die fünf W-Fragen: Was, Wer, Wo, Wie und Warum eingehen.

Tipp: Sei sparsam mit dem Format Pressemitteilung. Wenn du eine PM versendest, dann nur an die Redakteure, für die das Thema relevant sein könnte. Prüfe genau, ob sich mehr Menschen als du, deine Kollegen und Vorgesetzten für das Thema interessieren würden. Pressemitteilungen sollten früh am Morgen zu den Nachrichtenredaktionen geschickt werden, sodass sie im morgendlichen Redaktionsmeeting besprochen werden können.

Themen, die sich nicht als Pressemitteilung versenden lassen, kannst du als Themenvorschlag an einzelne ausgewählte Redakteure senden. Auch praktikabel: Themen als Pitchmails versenden.

Mythos 5: E-Mails sendet man immer nur an den redaktion@XXX.de-Mailaccount.

Falsch. Zumindest, wenn man es so grundsätzlich formuliert. Die Tatsache, dass viele Redaktionen einen solchen Sammelaccount besitzen und diesen für Pressemitteilungen etc. herausgeben, rührt daher, dass sie ihr persönliches E-Mail-Postfach entlasten wollen. Das ist auch sinnvoll. Viele Redaktionen nutzen den redaktion@-Mailaccount als Sammelpool, aus dem sich die einzelnen Kollegen und Kolleginnen dann bedienen. Die Praxis zeigt uns aber, dass dies oft nicht geschieht. Die E-Mails bleiben liegen. Unserer Erfahrung nach ist der bessere Weg, die für dein Thema richtige Person ausfindig zu machen und ihr eine persönliche E-Mail zu senden. Notfalls vorher in der Redaktion anrufen und nach dem richtigen Ansprechpartner fragen. Nur wenn du gar keinen Ansprechpartner hast, ist die redaktion@-Adresse dein letzter Strohhalm.

Tipp: Mach dir also die Arbeit und recherchiere, wer sich in der Redaktion normalerweise mit einem Themenfeld beschäftigt – und schreibe genau diese Person an. Das ist mühsam, lohnt sich aber. 

Mythos 6: Redakteure darfst du NIEMALS anrufen und stören.

Das ist Quatsch. Aber natürlich stört ein Anruf wie bei dem jedem anderen auch die Redakteure bei der Arbeit. Insbesondere dann, wenn sie wegen irgendwelcjer belangloser Themen angerufen werden. Man darf aber vermuten, dass Redakteure ihr Telefon / Handy auf “nicht stören” stellen oder einfach nicht rangehen, wenn sie nicht gestört werden wollen. Das bedeutet nicht, dass man sie nie anrufen darf.

Vielmehr solltest du dir überlegen, ob dein Anruf wirklich notwendig ist. Ein Anruf mit der Frage “Haben Sie meine E-Mail erhalten” oder “Haben Sie unsere Presseinfo erhalten” ist sicher nicht notwendig und dann auch nervig. Wenn du aber anrufen willst, um ein Thema abzusprechen, einen Termin zu vereinbaren oder über ein laufendes Projekt zu sprechen, ist dies legitim.

Was den richtigen Zeitpunkt angeht, so ist der eigentlich immer ungünstig. Morgens sind zum Beispiel oft Redaktionssitzungen. Wenn du anrufst und es ungünstig ist, frag nach einem passenden Zeitpunkt. Das Schlimmste, was dir passieren kann, ist, dass dein Gegenüber den Hörer auflegt, weil gerade Stress ist.

TIPP: Überlege sorgsam, ob und wann du einen Redakteur anrufst. Du kannst auch eine Rückrufbitte per E-Mail senden. Und wenn du einmal einen guten Kontakt zu einem Redakteur aufgebaut hast und er dich als vertrauensvoll, zuverlässig und als Experte in Erinnerung hat, wird er dich sowieso von sich aus kontaktieren.

Mythos 7: Journalisten verkaufen dir auch gleich die Anzeige.

Falsch. Denn laut Pressekodex des Deutschen Presserates ist die Kopplung von redaktionellen Inhalten und werblichen Inhalten streng verboten.

Vielmehr müssen redaktionelle Veröffentlichungen, die auf Unternehmen, ihre Erzeugnisse, Leistungen oder Veranstaltungen hinweisen, genaustens hinsichtlich der Erfüllung eines begründeten öffentlichen Interesses oder eines Informationsinteresses der Leser geprüft werden.

In Einzelfällen kommt es vor, dass Redakteure sich wohlwollend zu einem Thema äußern, wenn man zugleich Werbung in diesem Medium bucht. Lass die Finger weg.

Tipp: Achte genau darauf, in welchem Umfang dein Unternehmen, dein Produkt oder deine Dienstleistung in einem Artikel genannt wird. Hier gilt: Weniger ist mehr, weil die Entscheidung für den Redakteur einfacher wird und so die Abdruckchance steigt.

Denk immer daran: Redakteure suchen spannende Themen für ihre Zielgruppe!

Zum Abschluss noch ein Hinweis: Neben einem früheren Blogartikel darüber, was Redakteure wirklich nervt, empfehle ich dir unser Coaching oder Webinar in Sachen Pressearbeit.

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